In Al-Maghtas

Wo Jesus von Johannes getauft wurde

Das jordanische Al-Maghtas, offiziell «Bethanien jenseits des Jordans», gilt als Taufstätte Jesu. Seit 2015 zählt der Ort bereits zum Unesco-Weltkulturerbe. Nun sollen noch mehr Touristen und Pilger angelockt werden.

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Taufstätte al-Maghtas
Seit dem Morgengrauen stapft Abdulaziz Quftan Abdulaziz Aladwan über das Gelände der bedeutenden Taufstelle. Der stellvertretende Direktor von Al-Maghtas, wie die Stätte auf Arabisch heisst, überwacht die Arbeiten an einer Drainageleitung. «Wintervorbereitungen», sagt er mit einem Lächeln, auch wenn im Jordangraben von Winteratmosphäre noch wenig zu spüren ist. Die neuen Rohre in dem harten Boden sollen Schäden durch den erhofften Winterregen verhindern.

Neue Kirchen sind gebaut worden

Seit 2015 zählt der Ort wenige Kilometer nördlich des Toten Meeres zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Besucherzahlen haben schon seit 2011 deutlich zugenommen, zuletzt kamen jährlich fast 150'000 Besucher.

Geht es nach den Jordaniern, soll der Ort noch attraktiver für Besucher werden: Auf 35 Hektar soll neben Al-Maghtas ein «Dorf» mit Übernachtungsmöglichkeiten und anderen Angeboten entstehen. Der «alte Pilgerweg mit Besuchen am Berg Nebo, Madaba» und anderen Stätten sollen so wiederbelebt werden. Zahlreiche neue Kirchen sind in Al-Maghtas in den vergangenen Jahren gebaut worden, die Grundstücke schenkte König Abdullah II. den Konfessionen.

Vorerst nur geführte Touren

Vorerst noch müssen sich Besucher mit geführten Touren begnügen – alle halbe Stunde ein Bus. So lässt eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe die neu erbaute koptische, armenische und protestantische Kirche links liegen, auch der katholische Rohbau und die russische Kirche bleiben unzugänglich hinter dem Zaun. Denn als militärisches Grenzgebiet ist das Areal nicht frei zugänglich.

Nach ein paar Minuten im Minibus wird die karge Landschaft unvermittelt grün. Nach einem Stopp am Andenkenladen – «Vielleicht möchten Sie ein weisses Taufgewand kaufen?» – und einem Blitzbesuch im griechischen Minimuseum geht es auf überdachten Wegen zu Fuss weiter.

«Genau an dieser Stelle traf Johannes Jesus»

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Johannes tauft Jesus im Film Son of God.
Jesus sei hier getauft worden, stellt Touristenführer Marwan im Streit um die wahre Taufstelle Christi klar. Auch die mehrsprachigen Erklärungen an den Ausgrabungen lassen dem Besucher nicht den geringsten Zweifel: «Genau an dieser Stelle östlich des Jordans gegenüber von Jericho traf Johannes der Täufer Jesus und taufte ihn.»

Taufbecken ausgegraben

Frühchristliche Quellen stützen die jordanische Interpretation. Auch Überreste von fünf Kirchen wurden hier gefunden, aus dem fünften bis zwölften Jahrhundert. Danach, sagt Marwan, habe ein Jordanhochwasser die Kirchen fortgespült, die Stätte wurde aufgegeben. 1996, kurz nach dem israelisch-jordanischen Friedensschluss, förderten Ausgrabungen unter anderem ein grosses, kreuzförmiges Taufbecken zutage. Marmorne Treppen führten in das Becken. Es soll weltweit das einzige sein, durch das Jordanwasser floss.

Nicht zuletzt wegen der israelischen Wasserentnahme am See Genezareth führt der Jordan nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Wassermengen. Auch der Flusslauf hat sich verändert. Wer heute in den heiligen Fluss eintauchen möchte, folgt dem Guide noch eine ganze Weile bergab, an der griechischen Kirche vorbei, über eine überdachte Treppe auf eine hölzerne Plattform.

Für Kindertaufen wird das Jordanwasser gefiltert

Ob ein Bad in dem trüben Gewässer gesund ist, darüber streitet man auf beiden Seiten des Jordan seit Jahren. Für Kindertaufen werde das Wasser gefiltert, sagt Marwan und zeigt auf ein mit der biblischen Taufszene verziertes Taufbecken. Am gegenüberliegenden Ufer sammelt sich eine Gruppe muslimischer Frauen um ihren Führer.

Ironischerweise ist die imposante Grösse von Al-Maghtas vom israelischen Westufer aus besser zu erahnen. Im Vergleich mit der dortigen Taufstelle Kasr al-Jahud wirkt das bunte Sammelsurium verschiedenster Kirchtürme und Kuppeln in Jordanien beinahe majestätisch.

«Für uns als Christen ist der Ort doch wichtig»

Als Pilger im strengen Sinne würden sich Franca und Ernesto aus dem italienischen Brescia nicht bezeichnen. «Für uns als Christen ist der Ort aber doch wichtig, auch wenn von den antiken Kirchen nicht mehr viel übrig ist», sagt Franca. «Die Tour hat nicht enttäuscht», meint auch Gunhild aus Süddeutschland, die sich während ihres Arabisch-Sprachurlaubs in Amman einen Tag freigenommen hat, um das Tote Meer und die Taufstelle zu besuchen. Nur spirituell sei sie nicht angekommen, so die angehende Gemeindepädagogin. Dafür ist die einstündige Tour wohl zu kurz.

Zum Thema:
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Datum: 08.01.2020
Autor: Andrea Krogmann
Quelle: kath.ch / kna

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