Auf dem Berner Helvetiaplatz pochten Besucher aus der ganzen Schweiz auf ein «Ägypten für alle». Neben Kopten forderten auch Muslime eine freie Nation.
Ägypter aus der ganzen Schweiz demonstrieren auf dem Berner Helvetiaplatz.
Rund 600 Personen demonstrierten am Samstag (31. August 2013) in Bern für ein freies Ägypten. Medhat Klada, einer der Organisatoren: «Der Westen sprach von einem Militärputsch, nicht von einer Revolution.» Das habe ihn schockiert. Zwar redeten EU und andere europäische Länder von Menschenrechten, würden aber nicht unterscheiden zwischen friedlichen Demonstranten und bewaffneten Angreifern, die mittlerweile 85 Kirchen angezündet hätten.
Klada gegenüber Livenet im Rückblick auf die Demonstration: «Wir Ägypter, Christen und Muslime, forderten den Militäreingriff. Wir hatten alle genug. Ich vergleiche das mit dem Zweiten Weltkrieg: Europa forderte damals den US-Eingriff, weil ein Faschist regierte. Das war bei uns auch so. Nur brauchten wir keine fremde Armee, sondern unsere eigene.»
Europa blieb stumm
Medhat Klada präsentiert die Kundgebungspunkte.
In Bern demonstrierten ägyptische Christen, Muslime und Religionslose. «Wir alle wollen keine Muslimbruderschaft, die uns knechtet. Wir sind schockiert über die EU und die europäischen Länder, die von einem Putsch sprechen, statt die Übergriffe der Muslimbrüder scharf zu verurteilen.» Sie unterschieden nicht zwischen friedlichen Demonstranten und bewaffneten Menschen. «Und Europa blieb stumm, als unser Kulturgut, die Kirchen aus dem 4. Jahrhundert, brannte.»
Auf dem Berner Helvetiaplatz sangen die Kundgebungsteilnehmer Lieder und brachten mit Plakaten zum Ausdruck, dass Ägypten ein Zivilstaat für alle sein müsse. «Jemand brachte Wasser, andere verteilten Schokolade», blickt Medhat Klada zurück. «Zudem forderten wir, dass die Hilfszahlungen an die Muslimbruderschaft gestoppt werden. Und wir freuen uns, dass ägyptische Intellektuelle jetzt an einer neuen Verfassung arbeiten.»