Einer der «barmherzigen Samariter» für syrische Flüchtlinge stammt aus dem schweizerischen Ecublens (VD). Die UNO spricht von einer der grössten humanitären Katastrophen. Der Beistand aus der Eidgenossenschaft versucht, Jordanien und Libanon nicht in die Krise abgleiten zu lassen – und er sieht die syrischen Flüchtlinge als Ebenbild Gottes.
Jim Ingram hilft bei der Hilfsgüterverteilung unter Flüchtlingen im Libanon.
«Wir setzen uns für Menschen in Not ein, weil wir Jesus Christus nachfolgen, der lehrte, dass unser höchstes Ziel darin besteht, Gott zu lieben und den Bedürftigen zu helfen!» Dieses Credo führt das Schweizer Hilfswerk «Medair» derzeit in den Nahen Osten.
Die UNO registriert 453‘000 syrische Flüchtlinge im Libanon und 448‘000 in Jordanien. Ein weitaus grösserer Teil lässt sich nicht registrieren. Die Fliehenden fürchten, sie würden nach der Rückkehr in die Heimat Probleme erhalten, wenn sie auf einer solchen Liste auftauchen.
Die immense Zahl der Neuankömmlinge stellt die Wirtschaft beider Länder vor erhebliche Schwierigkeiten – denn inklusive der inoffiziellen Flüchtlinge leben derzeit in beiden Ländern mehr als zehn Prozent Syrer, die mit nahezu keiner Habe angekommen sind. Und die Zahl wächst.
«Wir wollen nach Syrien»
«Die Krise spitzt sich zu», analysiert «Medair»-CEO Jim Ingram. Auch weil beide Länder bereits Flüchtlinge aus dem Irak aufgenommen haben. Die Gastgeber-Länder sind überfordert. Die Versorgung mit Medizin und Wasser sei am Anschlag. Die Inflation steigt, die Ressourcen verknappen sich.
Seit September 2012 packen einheimische Mitarbeiter, Libanesen, Jordanier und Syrer vor Ort an und helfen zum Beispiel mit Obdach für Menschen, die nicht in den Zelten der UNO leben können.
Derzeit arbeitet das Werk ausserhalb von Syrien. Programm-Chef Mark Screeton, erklärt, dass Wege gesucht werden, wie den Notleidenden auch im Landesinneren beigestanden werden kann. Nach offiziellen Angaben sind vier Millionen Syrer Flüchtlinge im eigenen Land, 1,6 Millionen sollen ausserhalb der Nation leben.
Flüchtlingskarte mit GPS
Für viele sei es nicht leicht gewesen, zu fliehen. Sobald es möglich sei, würden viele zurück wollen. Jim Ingram: «Jeden Tag gibt es viele Geburten in den Lagern. Viele Kinder sahen den Tod und wie die Häuser zerstört wurden.» Ingram berichtet, wie er mit den Kindern Basketball gespielt habe: «Damit zeigte ich ihnen, dass Menschen da sind, die auf ihre Bedürfnisse hören.»
Neben dem Beistand mit Hilfsgütern plant das Schweizer Werk nun mittels GPS eine Landkarte der inoffiziellen Flüchtlingssiedlungen zu erstellen, damit die Koordination der Hilfe verbessert wird. Auch wird geprüft, wie die hygienischen Bedingungen verbessert werden können.
Flüchtlinge sind Ebenbild Gottes
Medair wird unter anderem von der EU und der UNO unterstützt, aber auch von verschiedenen Regierungen wie etwa dem schweizerischen Bund und von Institutionen wie die Glückskette.
Unabhängig von Religion, Ethnie oder politischer Ansicht werde den Leidenden beigestanden. Als Zeichen der Liebe, wie das Werk auf der eigenen Webseite dokumentiert: «Wir glauben, dass jeder Mensch nach Gottes Ebenbild geschaffen und daher einzigartig und kostbar ist und den höchsten Respekt verdient.»