Bis Ende 2021 rechnet
Jerusalem mit 90’000 Juden, die aus der Diaspora nach Israel einwandern. In
keinem anderen Monat im neuen Jahrtausens wollten so viele amerikanische Juden in
Israel einwandern wie im Mai 2020. Auch Juden aus Äthiopien und der Ukraine
durchlaufen den «Aliyah»-Prozess.
Jüdische Männer an der Klagemauer (Bild: Livenet)
Die gemeinnützige Organisation «Nefesh
b' Nefesh», die beim «Aliyah»-Prozess – also der Einwanderung von Juden in
Israel – hilft, berichtet, dass nie im laufenden Jahrtausend in einem einzelnen
Monat so viele amerikanische Juden an einer Einwaunder interessiert waren.
Die Organisation erhielt im Mai 2020
fast doppelt so viele Aliyah-Anträge wie im gleichen Monat des vergangenen
Jahres. Mehr als 800 Haushalte – also oft ganze Familien – beantragten die Aliyah
online, verglichen mit «nur» 424 im Mai 2019.
Bereits im April war eine deutliche
Zunahme festzustellen gewesen.
Corona, Unruhe,
Antisemitismus
In Jeremia Kapitel 31 ist die Rückkehr von Juden
aus der Diaspora beschrieben. Deshalb wird oft bei der Ankunft von
«Aliyah»-Flügen ein Vers verbunden mit vielen Emotionen am Ben-Gurion-Flughafen
gesungen, wenn neue jüdische Einwanderer in Israel ankommen.
«Durch die Kombination von Corona,
finanzieller Instabilität, weit verbreiteten Unruhen und Antisemitismus werden
Juden bis ins Mark erschüttert und suchen nach alternativen Wohnorten», sagt
Josh Wander, Gründer der Organisation «Bring them Home»: «Welcher Ort ist
besser zum Leben geeignet als ihre angestammte Heimat in Israel?»
Hierbei handelt es sich um rund 7'500
Mitglieder der Falash-Mura-Gemeinschaft, die auf den biblischen Stamm Dan zurückgeht. «Wir werden die Wartenden in Äthiopien
nach Israel bringen. Dies muss eine nationale Priorität sein.»
Tausende kehren aus der
Ukraine zurück
Auch aus dem Osten kehren zahlreiche
Juden nach Israel zurück. «CBN» war vor einigen Wochen dabei, als mehr als 130
ukrainische Juden in Tel Aviv landeten, um ein neues Leben zu beginnen.
Viele sahen den Moment, in dem diese
neuen Einwanderer das Rollfeld des Ben-Gurion-Flughafens betraten, als Erfüllung
der Worte von Jeremia.
«Noch nie hat es ein Volk gegeben, das
so lange im Exil war, das dann in seine Heimat und zu seiner
Sprache zurückkehrte», sagte Yael Eckstein, Präsidentin der «International
Fellowship of Christians and Jews».
«An der Zeit, heimzukommen»
Einige entkamen dem Krieg im Osten der
Ukraine. «Es war sehr gefährlich. In den letzten drei Jahren verbrachten wir
die meiste Zeit in besetzten Gebieten mit schwerem Strom- und Wassermangel, und
wir überlebten die Bombardierungen», sagte Einwanderer Artur
Myschchinskyi.
Angesichts der weltweit steigenden
Bedrohungen für das jüdische Volk glaubt Eckstein, dass es für die Juden der
Welt an der Zeit ist, nach Hause zu kommen: «Manchmal denke ich, dass der
Grund, warum Jesaja sagte, dass das jüdische Volk am Ende der Tage nach Israel
heimkehren würde, der ist, dass er wusste, dass der Antisemitismus wieder
einmal sein hässliches Haupt erheben würde.»
Das Mosaik wächst
Schon vor
längerer Zeit sprach Michael Freund, Journalist («Jerusalem Post») und Gründer
der Organisation «Shavei Israel» gegenüber Livenet von einem «wunderschönen
Mosaik». Zum Beispiel betreffend den Bnej Menashe aus Indien, die auf den Stamm Manasse zurückgehen.
Beispielsweise trat am «Eurovision Songcontest» einst die
in Indien zur Welt gekommene Jüdin Dina Samte auf. Die blinde Sängerin gehört zu den Bnej Menashe.
Manasse und Dan auf dem Heimweg
Zwei Gruppen, die in den letzten Jahrzehnten als
authentisch eingestuft wurden und die teilweise in grosser Zahl in Israel
eingewandert sind, sind die Nachkommen des Stammes Dan aus Äthiopien und die Nachkommen des Stammes Manasse
aus dem Nordosten Indiens.
All diese Einwanderer zeigen laut
Rabbinern, dass der Messias bald kommt. In Dutzenden Ländern bezeichnen sich Menschen als Juden. Oft verfügen sie
über eine lange Tradition und haben die Bräuche über Jahrhunderte gepflegt, beispielsweise in Madagaskar.
Doch auch in Südamerika lebt eine Vielzahl Menschen, welche
ihre Wurzeln im Judentum finden, Genealogen gehen von
fast 25 Prozent der Latinos und Hispanics aus. Unter anderem ist die Ehefrau des neuen Präsidenten
Salvadors, Nayib Bukele, jüdisch.