Über Ängste, vertrauensvolle Beziehungen und Demut
In
seinem ersten Brief gibt Petrus viele Ratschläge an seine Leser, die ihnen in
Krisen helfen können. Unter anderem betont er die Wichtigkeit einer tragfähigen
Gemeinschaft und ein Leben im Licht Gottes.
Im römischen Reich zogen dunkle Wolken auf,
besonders Christen standen zunehmend unter Druck. Kurz bevor im Jahr 64 n.Chr.
die grosse Christenverfolgung unter Nero begann, schrieb Petrus einen Brief.
Darin wollte er sie auf kommende Zeiten vorbereiten. Nachdem er sie auf die
Ewigkeit und das wirklich Wesentliche ausgerichtet hatte, gab er noch zahlreiche
Ratschläge zum erfolgreichen Überwinden schwieriger Zeiten. In der Folge ein
paar Perlen aus dem 1. Petrusbrief.
Wie steht es um unsere Liebe zu Mitchristen?
Dass Christen sich gegenseitig lieben sollen, klingt
wie eine längst abgedroschene Phrase und man sieht dabei die sonntäglichen
Kirchenbesucher mit ihren freundlich aufgesetzten Gesichtern vor sich.
Letztlich zeigt sich echte Nächstenliebe aber weniger beim sonntäglichen Grüssen,
sondern vielmehr beim Austragen von Meinungsverschiedenheiten.
Was kommt uns beim Gedanken an eine gewisse
Person als erstes in den Sinn? Bei Menschen, die wir lieben, wird es eine
positive Eigenschaft sein, bei unsympathischen eine negative. Dieser einfache
Test kann uns aufzeigen, wie ausgeprägt unsere Nächstenliebe ist. Eine
Gemeinschaft, deren Mitglieder in echter Liebe zueinander stehen, wird auch in
Krisen ein sicherer Hafen sein. Wenn sich Menschen trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten
vertrauen und respektieren, kann sich jemand trotz «komischer Ansichten»
bedingungslos angenommen wissen. Eine solche Gemeinschaft bietet ein Zuhause,
welches selbst in grössten Krisen Halt gibt.
Vorsicht vor Isolation
«Seid nüchtern und wacht», schrieb Petrus (1. Petrus, Kapitel 5, Vers 8). «Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe
und sucht, wen er verschlingen kann.» Mit bildhafter Sprache bringt es Petrus
auf den Punkt. Stellen wir uns einen Löwen vor, der sich an eine Herde
heranmacht: Welches Tier wird er reissen? Vielleicht ein unachtsames oder
eines, welches von der Herde isoliert ist und alleine durch die Gegend zieht.
So wie eine Herde Schutz bietet, ist es auch mit
der Gemeinschaft. Für den Teufel gibt es keine leichtere Beute als Menschen,
die von jeglicher Gemeinschaft abgesondert sind. Und selbst in Kirchen gibt es einsame
Menschen, die niemanden haben, dem sie ihre Probleme, Kämpfe oder innersten
Verletzungen anvertrauen können. Um sich auf kommende Krisen vorzubereiten, ist
das Pflegen von vertrauensvollen und von bedingungslosem Respekt geprägten
Beziehungen sehr wichtig.
Sich demütigen unter die mächtige Hand Gottes
«So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit!» (1. Petrus, Kapitel 5, Vers 6)
«Soll ich das Unrecht dieser Welt einfach so
schlucken?», mag jemand fragen. «Oder ist es besser, im Namen der Gerechtigkeit
aufzustehen?» So könnten die Fragen lauten, auf welche Petrus antwortet. Für ihn ist zuerst
einmal Demut vor Gott angesagt. Oft haben wir für unser Engagement nämlich
andere Beweggründe als wir glauben. Jemand mag sich für das Recht einsetzen,
ist aber letztlich getrieben von Stolz, Rechthaberei und Streitsucht. Dadurch
könnte die Chance verpasst werden, sich in Drucksituationen im Lichte Gottes zu
reflektieren.
Zuerst kommt das Demütigen vor Gott und dann wird
Gott selbst uns erhöhen. Mit anderen Worten: Wenn wir unsere tiefsten
Beweggründe und zweifelhaften Motive nicht im Lichte Gottes zu betrachten
bereit sind, wird er kaum durch uns wirken. Deshalb muss zuerst die Demut
kommen. Wenn wir vor Gott zur Ruhe kommen und uns nichts mehr wünschen, als uns
in seinem Licht zu erkennen, wird dies jedes weitere Handeln (oder
Nicht-Handeln) beeinflussen.
Wer ungerecht behandelt oder sogar
gesellschaftlich unterdrückt wird, kann sich schon mal fürchten. Die Christen
im ersten Jahrhundert mögen sich gefragt haben, wo es hinführen würde, wenn sie
zunehmend als Feinde der Gesellschaft betrachtet werden? Heute fürchten sich
viele Menschen aufgrund von Kriegen, Inflation, Klimaerwärmung,
Nahrungsmittel- und Energieknappheit oder Pandemie – Angst ist in unserer
Gesellschaft überall präsent. Dabei sind Diskussionen hitzig und lassen
zunehmend ein Mindestmass an Respekt vermissen.
«Werft eure Sorgen auf Jesus!», ruft Petrus auf.
Gläubige dürfen wissen, dass Gott sich um sie kümmert. Vielleicht mögen sie
nicht von allem Leid verschont bleiben, haben aber doch einen Gott auf ihrer Seite,
der sich als ihr Vater um sie kümmert. Oft führen unerkannte Ängste Menschen dazu,
aggressiv und manchmal irrational zu handeln. Christen können einen Unterschied
machen, wenn sie frei von Angst leben. Hierzu müssen wir ehrlich sein, mit Gott
über unsere Ängste reden, die Sorgen auf ihn werfen und in seiner Gegenwart zur
Ruhe kommen. Diese Prozesse mögen zuweilen Zeit in Anspruch nehmen, es ist aber
wichtig, sie zu durchlaufen. Je grösserem Druck wir ausgesetzt sind, desto
wichtiger sind auch Vertrauenspersonen, die uns dabei unterstützen.