In der Bibel lesen wir ganz klar, dass Menschen geheilt
wurden, sowohl von Jesus als auch von den Jüngern und den Aposteln. Aber wurden
wirklich alle geheilt? Muss Gott heilen oder kann Krankheit und Leiden auch
einen tieferen Sinn haben?
Da ich seit ein paar Jahren eine chronische Krankheit habe,
kommt immer wieder die Frage der Heilung durch Gebet auf. Vor allem direkt
nachdem ich die Diagnose erhalten hatte und Freunde und Bekannten informierte,
bekam ich verschiedene Reaktionen darauf. Die einen meinten, Gott werde mich
sicher heilen, während andere fanden, ich müsste meine Ernährung umstellen, um
geheilt zu werden. Freunde im Ausland schrieben: Wir haben für dich gebetet,
wie geht es dir heute? Gott wird dich sicher heilen. Als ich zurück schrieb:
Vielleicht heilt Gott auch nicht, wurde ich gefragt, ob ich den überhaupt
geheilt werden wollte... So wirklich hilfreich war keine dieser Reaktionen und es
stellt sich die Frage: Liegt es etwa an mir ob ich geheilt werde, oder liegt
diese Antwort in Gottes Hand?
Muss Gott mich heilen, oder muss er nicht? Über die Jahre
habe ich viele ernsthafte, engagierte Christen kennengelernt, auch einige, die
in der Mission tätig sind, die an einer chronischen Krankheit leiden, die sie
behindert, müde macht und einschränkt. Dazu kommen all diejenigen, die viel zu
früh an Krebs gestorben sind oder so wie im Moment die vielen Covid-Toten in Indien, unter ihnen viele Pastoren und Missionare.
Was sagt die Bibel dazu?
Da muss ich mich fragen, was denn die Bibel zu diesem
Thema sagt: Manchmal lesen wir, dass Jesus alle Kranken heilte, die ihm an diesem
Tag nachfolgten (Matthäus Kapitel 12, Vers 5ff). In der Geschichte vom Gelähmten am Teich Bethesda
lesen wir zwar, dass Jesus diesen einen Mann geheilt hatte, aber wir lesen
auch, dass es da fünf Hallen gab, in denen kranke und behinderte Menschen lagen.
Was dachten wohl diese alle, als der eine Gelähmte aufstand und nach Hause
ging, sie aber weiterhin leiden mussten? Obwohl die Geschichte von Hiob gut
ausging, lesen wir doch zuerst über grösstes Leiden und Schmerz, sowohl durch
Krankheit als auch durch den Verlust aller seiner Güter und seiner Kinder.
Paulus schreibt, dass er einen Dorn oder Pfahl im Fleisch, in seinem Körper
habe, der ihm Schmerzen bereite und den er gerne wieder los werden würde. Er betete, und das sicher nicht nur einmal, aber die Antwort, die er von Gott
bekam, war, dass Gott in seiner Schwäche stark sein würde (2. Korinther Kapitel 12, Verse 8-10). Paulus hat aber auch Heilung erlebt, ganz zu
Beginn seines Weges als Christ, als Gott ihm die Blindheit wieder wegnahm, und
ebenso hat er mehrmals erlebt, wie Menschen durch sein Gebet gesund wurden.
Es sieht also so aus, dass auch in der Bibel, weder durch
Jesus direkt noch durch seine Jünger und Apostel, nicht alle Menschen geheilt wurden.
Liegt es an mir, wenn ich nicht geheilt werde?
Barbara Rüegger
Der Gedanke, dass es wohl an mir liegt, dass Gott mich nicht
heilt, kann schon aufkommen, wenn wohlmeinende Christen immer wieder fragen, ob
man nun nach ihrem Gebet gesund geworden sei. Habe ich denn was falsch gemacht,
glaube ich zu wenig, bete ich zu wenig oder bin ich nicht gut genug für Gott?
Gibt es irgendwo verborgene Sünde, die verhindert, dass Gott heilen kann?
All
dies sind Gedanken, oftmals auch Anschuldigungen, die von aussen oder auch von
den eigenen Gedanken an jemanden herangetragen werden, der krank ist. Schon
Hiob war durch seine Freunde diesen Anschuldigungen ausgesetzt, aber Gott
selber verteidigte Hiob und brachte die Freunde zum Schweigen. Krankheit und
Leiden zu sehen und nichts verändern zu können, löst Unsicherheit aus und wir
wünschen uns eine Erklärung dafür.
Hat Krankheit einen tieferen Sinn?
Ich halte regelmässig Andachten in einem Altersheim, wo
viele mit ihren eigenen Krankheiten und Altersbeschwerden umgehen müssen und
ich kenne einige Bewohner auch persönlich. Die Verse im 2. Korintherbrief, wo
Paulus gesagt wird: «Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist im
Schwachen mächtig, oder vollkommen», haben auch mich sehr angesprochen und ich
hielt darüber eine Andacht. Darauf meinte eine der Bewohnerinnen: «Weisst du,
dir nehmen wir das ab!»
Menschen mit einer Krankheit oder Behinderung, zum BeispielJoni Eareckson-Tada, haben gerade weil sie so sind, wie sie sind, viele andere
Menschen erreicht, sie ermutigt und Organisationen gegründet, die nicht nur
einigen, sondern sehr vielen Menschen mit ähnlichen Schicksalen helfen konnten.
Um aber soweit zu kommen, aus einer Krankheit oder Behinderung das Beste zu
machen, muss man diese auch akzeptieren als das, was es ist, Teil des von Gott
gegebenen Lebens in einer gefallenen Welt. Dann kann das, was wir erleben, uns
und anderen zum Besten dienen.
Krankheiten und Leiden holen uns aber auch immer wieder auf
den Boden der Tatsache, wer wir wirklich sind. Nämlich keine Superhelden,
sondern Menschen mit Schwächen und Nöten, die es nicht alleine schaffen, sondern
die sich bewusst werden, dass sie Hilfe brauchen. Niemand wünscht sich, krank zu
sein oder zu leiden, aber durch Krankheit und Leiden wird unser Charakter
geformt auf eine Art, wie es sonst nie geschehen würde und wir lernen dadurch,
was Leben wirklich ausmacht.
Schlussendlich gesund
Am Ende bleiben also mehr Fragen als es Antworten gibt.
Heilt Gott oder heilt er nicht? Manchmal heilt Gott wirklich, das habe ich auch
schon erlebt; beides, dass es mir nach einem Gebet besser ging und dass Leute
mir bestätigten, dass es ihnen besser ging, als ich für sie betete. Aber es ist auch eine Tatsache, dass wir alle einmal sterben müssen. Auch Lazarus, der
von Jesus vom Tod auferweckt wurde, ist wieder gestorben, sonst würde er heute noch unter
uns weilen. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht an mir liegt, ob ich geheilt
werde oder nicht, und ich will meinen Fokus nicht auf eine mögliche Heilung legen,
sondern das Beste aus der momentanen Situation machen.
Und etwas, das ich ebenfalls sicher weiss, ist, dass am Ende,
wenn Jesus wieder kommt, alle Tränen abgewischt werden und es kein Leid und
keine Not oder Krankheit mehr geben wird (Offenbarung Kapitel 21, Vers 4): Lahme werden gehen, Blinde
werden sehen, die chronisch Müden werden rennen können, solange sie wollen. In
Gottes neuer Welt gibt es keine Krankheiten mehr und wir dürfen uns darauf
freuen. Dann bin ich, dann sind wir alle vollständig geheilt, nicht nur körperlich,
sondern ganzheitlich.
Datum:
01.05.2021 Autor: Barbara Rüegger Quelle: Livenet
Kommentare
Submitted by Claus-F-Dieterle on 7. Mai 2021 - 20:27.
Gott heilt alle deine Krankheiten. Psalm 103,3
Wenn ihr Gott um etwas bittet und darauf vertraut, dass die Bitte erfüllt wird, dann wird sie auch erfüllt. Markus 11,24
„Alles, was wir erbitten, empfangen wir von Gott, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt.“ 1.Johannes 3,22
Freut euch immerzu! Lasst nicht nach im Beten. Dankt Gott in jeder Lebenslage.
1.Thessalonicher 5,16-18
Lesen Sie bitte auch Jakobus 5,13-16
Zwischen Krankheit und Sünde kann(!) ein Zusammenhang bestehen (1.Korinther 11,26-30; 2.Chronik 21,15), muss(!) aber nicht (Johannes 9,3; Buch Hiob; 1.Korinther 10,13; Hebräer 12,7; 2.Korinther 1,6.7).
Daher ist es geboten, Jesus Christus
Submitted by Richard Furter on 3. Mai 2021 - 16:18.
Vielen Dank für diesen ausgewogenen Beitrag, Frau Rüegger. Sie zeigen mit Ihrem Beitrag eine wohltuende biblische Weite auf. Das ist befreiend und seelsorgerlich hilfreich für alle, die in diesem Leben keine Heilung von ihren Krankheiten erleben werden.
Und ja, Sie haben recht - es bleiben in dieser Angelegenheit mehr Fragen als Antworten. Aber Ihre Ausführungen helfen, diese offenen Fragen besser auszuhalten.
Freundliche Grüsse!
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