Chrischona-Direktor Winkler:

«Wir brauchen eine kommunikative Theologie»

Chrischona International feiert am kommenden Wochenende das 175-jährige Bestehen. Wo steht Chrischona heute? Wo sieht der Direktor die Herausforderungen? Antworten dazu von Chrischona-Direktor René Winkler.

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René Winkler, Direktor von Chrischona International
Mit mehreren Anlässen, unter anderen einem Sponsorenlauf, einem Festgottesdienst und einem Musical feiert Chrischona International über das Wochenende auf St. Chrischona das 175-Jahre-Jubiläum. Aus diesem Anlass hat Direktor René Winkler in einem idea-Interview auf die heutigen Schwerpunkte und Herausforderungen des internationalen Werkes hingewiesen.

Das Evangelium sichtbar und hörbar machen

Zusammengefasst lautet die grosse Herausforderung für Chrischona nach René Winkler: «In allen Ländern, in denen wir arbeiten, gilt es, das christliche Zeugnis in einer nachchristlichen Gesellschaft hörbar und sichtbar zu machen.» Die Frage lautet dabei: «Wie können wir die christlichen Grundüberzeugungen formulieren, damit sie gehört werden?» Für Winkler ist dabei klar: «Wir müssen uns stärker themenorientiert mit andern Christen verbünden und für unterschiedliche Themen unterschiedliche Seilschaften bilden.» In ethischen Fragen sieht er hier wir viel Übereinstimmung zum Beispiel mit Überzeugungen aus dem Raum der katholischen Kirche. «Wir schwächen die christliche Stimme, wenn wir in wichtigen Fragen nicht gemeinsam auftreten können», so der Chrischona-Direktor. Das gelte zum Beispiel für Fragen des Lebensrechts, wo eine gemeinsame Stimme unabdingbar sei.

Gemeinsam handeln und Krisen bewältigen

Eine weitere Herausforderung sieht er darin, den ausgeprägten und überfordernden Individualismus der letzten Jahre zu überwinden und das gemeinsame Potenzial für das Reich Gottes wiederzuentdecken. Konkret heisst das für Winkler zum Beispiel, dass Christen im Berufsalltag ihre Bewährung am Arbeitsplatz zu einem gemeinsamen Projekt machen, indem sie Gleichgesinnte in der Firma suchen, miteinander austauschen, beten, gemeinsam handeln und auch Niederlagen verdauen. Das habe auch Konsequenzen, wie wir Gemeinde leben. Winkler: «Wir sollten unser tägliches (Gemeinde-)Leben unter diesem Fokus neu erfinden. Wir sind die Familie Gottes. Wenn es uns gelingt, mehr Familiensinn und Familienbande zu entwickeln, könnten wir auch Krisen besser bewältigen und in der Gesellschaft eine stärkere Vorbildwirkung entfalten.»

Christliches Leben sichtbar machen

Im Blick auf die Evangelisation stünden die Gemeinden vor der Herausforderung, «christliches Leben nachvollziehbar zu leben, sodass die Umwelt die Veränderungen beobachten kann.» Winkler plädiert für eine «Fokussierung auf das Wesentliche.» Das könne örtlich ganz verschiedenen aussehen. Die einzelnen Gemeinden müssten dabei stärker ressourcenorientiert handeln, auch wenn das Einseitigkeiten und Verzicht auf Wünschenswertes bedinge. Entscheidend sei die Frage: «Was können wir am besten?» Dabei brauche es auch den Mut zur Lücke und zu kreativen Lösungen. Das gelte auch bei der Ausbildung im Theologischen Seminar Chrischona (tsc), welche die individuellen Stärken der Studenten entdecken und sie fördern wolle. Um noch sprachfähiger zu sein, wird das tsc bei der Bachelor- und Masterausbildung einen Schwerpunkt auf kommunikative Theologie legen. Winkler dazu: «Wir sollten Theologie nicht nur denken, sondern sie auch so mitteilen, dass möglichst viele sie verstehen.»

In Menschen investieren

Winkler betont dabei: «Wir wollen eine Bewegung sein, die dafür sorgt, dass Menschen Jesus erleben. Diejenigen, die ihn noch nicht kennen aber auch die Christen, damit sie stetig und offensichtlich von Jesus Christus verändert werden. Wir wollen in Gemeinden und mit Ausbildungsangeboten in Menschen investieren und ihnen helfen, gemäss Epheser Kapitel 4, Vers 12 ihren Dienst im Reich Gottes zu finden. Auch dass notleidende Menschen in unserem Umfeld Hilfe bekommen, wenn sie Hilfe suchen. Das soll uns auszeichnen. Ganz nach dem Vorbild unseres Gründers C. F. Spittler.»

Zur Person

René Winkler, 54, verheiratet mit Monika, drei erwachsene Kinder, ist seit 2012 Direktor von Chrischona International. Er wuchs als Sohn eines EGW-Pfarrers auf, liess sich vorerst in der Verkehrs- und Verwaltungsschule ausbilden und absolvierte nach beruflichen Erfahrungen bei der PTT das Theologische Seminar St. Chrischona. Er war danach Prediger in Steckborn und Muttenz und wurde 2000 zum Leiter Chrischona-Gemeinden Schweiz berufen. Weiter engagierte er sich u.a. im Männertag Winterthur, im Jugendtag CREA, im Vorstand des VFG und als Präsident des Christustags. Seit 2012 ist er auch Präsident des fontis Brunnen Verlags Basel.

Zur Webseite:
175 Jahre Chrischona

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Datum: 06.03.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / idea Spektrum

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