Träume leben

Warten, bis sich der Traum erfüllt

Warten ist nicht mehr «in». Heute muss alles schnell gehen, vom «Fastfood» über die Kurzpredigt bis hin zur Erfüllung unserer Wünsche und Träume. Schliesslich hat man ja noch Besseres zu tun als zu warten – könnte man meinen. Aber was denn?

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Worauf warten Sie heute? Auf nichts Besonderes, wie fast jeden Tag? Oder erwarten Sie «hohen» Besuch? Vielleicht kommt heute jemand aus dem Ausland zurück und Sie stehen voller Erwartung am Flughafen? Hoffen Sie sogar, dass heute ein langersehnter Traum in Erfüllung geht?

Was, Sie haben das Träumen schon lange aufgegeben, weil man ja in der Realität leben muss!? Und wie wir schon zur Genüge gehört und erlebt haben: «Träume sind Schäume.» Oder: «Da kannst du lange warten!» – und meinen damit, dass sich die meisten Träume sowieso nie erfüllen. Sind Träume nur etwas für Träumer oder bestenfalls noch für Kinder? 

Dazu zwei kleine Geschichten:

Von der Sofortbildkamera

Kürzlich sah ich auf Livenet.ch ein Video von Andreas «Boppi» Boppart, das mich zum Lachen und zum Nachdenken gebracht hat: Boppi machte mit einer Polaroidkamera ein Traumbild und konnte kaum warten, bis die Maschine das Foto ausspuckte – aber welche Enttäuschung: Das Bild war leer! Sogleich warf er dieses in hohem Bogen in den Abfallkorb. Nochmals: das nächste Bild, der nächste Traum und auch der landet im «Ghüder». Ob er nach dem dritten Misserfolg auch die Kamera fortgeworfen hat, weiss ich nicht. Aber alle seine Träume waren nicht in Erfüllung gegangen. Warum? Sie ahnen es: Weil er einfach nicht lange genug gewartet hatte, bis sich Farben und Formen des Traumbildes entwickeln konnten.

Wir verkaufen nur den Samen

Eine Kurzgeschichte von Willi Hoffsümmer (Hrsg.):

«Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel. Hastig fragte er ihn: 'Was verkaufen Sie, mein Herr?' Der Engel antwortete freundlich: 'Alles, was Sie wollen.' Der junge Mann begann aufzuzählen: 'Dann hätte ich gerne das Ende aller Kriege, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche und... und...' Da fiel ihm der Engel ins Wort: 'Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.'»

Die beiden Geschichten illustrieren, dass es gut ist, grosse Träume zu haben, Träume, die wir uns nicht selbst erfüllen können. «Wenn deine Träume gerade so gross sind, dass du sie selbst vollbringen kannst, sind sie nicht übernatürlich», schreibt Theresa Dedmon in «Born to Create».

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Helene Maurer
Ich glaube, dass wir Gott immer wieder um gute Träume bitten sollen – in der Nacht oder am Tag. Wir lesen in der Bibel von vielen Träumen und Träumern, durch die Menschen und Situationen total umgekrempelt wurden – auf übernatürliche Weise. Ebenso wichtig ist es, dass wir nicht aufgeben, wenn sich Träume nicht sofort erfüllen. Oft sehen wir, wie auf den Bildern, zuerst nichts, langsam entsteht etwas Unscharfes, das noch wenig Farbe zeigt, bis wir staunend vor dem fertigen Bild stehen.

Wenn wir nicht traum- und mutlos durch diese Welt gehen wollen, müssen wir lernen, unsere Träume zu formulieren und dann auf die Erfüllung zuwarten. Warten ist eine aktive Sache. Es hat mit Erwarten und Hoffen zu tun.

Wir gehen auf Ostern zu. Wen oder was erwarten wir, ausser dem Osterhasen? Was hatten die Jünger von Jesus damals für Träume? Einige waren brutal geplatzt, andere erfüllten sich auf eine Art und Weise, wie sie sich nie hätten träumen lassen.

Das Geschehen um Ostern macht erst möglich, dass Unmögliches möglich werden kann, dass Träume gelebt werden können.

Video-Input von «Boppi» zum Warten und Träumen

Zum Thema:
Der vierte Musketier: «Männer träumen von heldenhaftem Leben»
Büchertipps für die Kirche von morgen: Von Gemeinde träumen und den Traum leben
Plan B finden: Wenn alles anders kommt
Einmal Hölle und zurück: Wie der Albtraum meines Lebens eine Wende nahm

Datum: 19.03.2015
Autor: Helene Maurer-Schaffer
Quelle: Berner Oberländer

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