Sexualkundeunterricht

Eltern bleiben die wichtigsten Experten

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Noch bevor der Lehrplan 21 am nächsten Freitag offiziell vorgestellt wird, veröffentlichen die Medien Auszüge daraus. «Es wird keine Sexualkunde im Kindergarten oder der Unterstufe und schon gar keinen Sexkoffer geben», berichtet beispielsweise die «Schweiz am Sonntag» am 23. Juni. 

Aus dem neuen Lehrplan für die Schweizer Schulen erwähnt die Zeitung, dass Lehrpersonen «die sensiblen Inhalte mit der nötigen Sorgfalt und Professionalität thematisieren werden». Im Fach «Natur, Mensch und Gesellschaft» sollen Unterstufenschüler die «Unterschiede im Körperbau von Mädchen und Knaben beschreiben und über die zukünftige Entwicklung vom Mann zur Frau sprechen können.» 3.- bis 6.- Klässler sollen zudem laut Aargauer Zeitung «Informationen über die Entwicklung der Geschlechtsorgane, die Zeugung, die Befruchtung, Verhütung, Schwangerschaft und Geburt verstehen» und Oberstufenschüler die «verhaltensbiologische Wirkung des weiblichen und männlichen Körpers auf andere abwägen und kritisch betrachten können». Was dies im konkreten Schulunterricht bedeutet, bleibt bei dieser Formulierung allerdings offen.

Es scheint, dass der öffentliche Widerstand bei den Bildungsverantwortlichen zumindest das Bewusstsein für die Sensibilität des Themas verstärkt und deutlich gemacht hat, dass Eltern sich auch von Experten nicht kritiklos alles unterjubeln lassen.

Gespannt sein dürfen Mütter und Väter nun auf die praktische Umsetzung der Lehrplan-Vorgaben. Ob beispielsweise die Thematik «Verhütung» bereits in der vierten oder erst in der sechsten Klasse besprochen wird, macht im Bezug auf die Frühsexualisierung von Kindern nämlich einen wesentlichen Unterschied.

Eltern sind – auch wenn erste Auszüge aus dem Lehrplan 21 zumindest im Bezug auf die Sexualkunde recht gemässigt wirken – aufgefordert, einen von Wertschätzung und Respekt geprägten Kontakt zu den Lehrpersonen ihrer Kinder zu pflegen und mit diesen über Vorstellungen und Bedenken bezüglich des schulischen Sexualkundeunterrichtes ins Gespräch zu kommen. Es lohnt sich, nachzufragen, wie, zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Unterrichtsmaterialien die vorgegebenen Inhalte umgesetzt werden sollen. Gespräche zwischen Lehrpersonen und Eltern über die dem Sexualkundeunterricht zugrunde liegenden Werte und Ziele sind unverzichtbar, wenn die im Elternhaus vermittelten Grundhaltungen nicht torpediert werden sollen.

Und: Bei allen Diskussionen darüber, wie die Schule es «richtig» macht, dürfen Mütter und Väter es nicht verpassen, ihren Kindern zu Hause eine sorgfältige und altersgerechte Sexualerziehung angedeihen zu lassen. Es gibt niemanden, der dies so individuell dem einzelnen Kind und seiner Entwicklung angepasst tun könnte. Mütter und Väter sind, was ihre Kinder betrifft, die Experten. Je mehr sie dies entdecken, desto konstruktiver werden sie sich einbringen – auch, was die Umsetzung des Lehrplans 21 mit seinen Vorgaben für den Sexualkundeunterricht betrifft. 

Regula Lehmann ist vierfache Mutter und Pflegemutter, Referentin und Elterncoach, Koordinatorin der «Interessengemeinschaft Sexualerziehung Schweiz» sowie Autorin des Praxis-Ratgebers «Sexualerziehung? Familiensache!».

Webseite:
ParentStar

Zum Thema:
Dossier Sexualkunde
Neuer Kurs soll Eltern zur Sexualerziehung befähigen
Sieht so die sexuelle Gesundheit Schweiz aus?
Sexualkunde-Streit erhitzt die Gemüter

Datum: 25.06.2013
Autor: Regula Lehmann
Quelle: Livenet

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