Kirchenbundspräsident Locher schaffte den Umschwung
Die
Vorschläge für den Umbau des Schweizerischen Evangelischen
Kirchenbundes (SEK) zu einer «Evangelischen Kirche Schweiz» haben viel
Staub aufgewirbelt. An der SEK-Abgeordnetenversammlung in Scuol schaffte
es Präsident Gottfried Locher, Vertrauen zurückzugewinnen.
Gottfried Locher
Mit
seinen drei Varianten für den Umbau des Kirchenbundes hatte der Rat des
Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) vor vier Jahren viel
Aufregung verursacht. Insbesondere die weitgehendste Variante mit dem
Umbau der Schweizer Kantonalkirchen zu einer «Reformierten» oder
«Evangelischen Kirche Schweiz» löste aufgeregte Reaktionen und
vernichtende Vernehmlassungsantworten aus. Man warf dem Rat schlechte
Kommunikation vor und dem Präsidenten, er wolle seine Macht ausbauen. Es
war Feuer im Dach.
Kirche sein in einer veränderten Gesellschaft
In der Sommer-AV vom 15. – 18. Juni in Scuol
(Unterengadin) schaffte es Gottfried Locher, die Kontroverse mit einer
denkwürdigen Rede zu entschärfen, indem er die Beweggründe für die teils
radikalen Vorschläge erläuterte. Es gehe ihm um das Kirche sein in einer
veränderten Gesellschaft, in der wachsende Mobilität, eine gewandelte
Medienlandschaft und sinkende Mitgliederzahlen ein grundlegendes
Umdenken der Kirche erforderten. Es brauche dazu in der Kirche ein neues
Zusammenspiel der verschiedenen Ebenen Gemeinde, Landeskirche und
Kirchenbund – und einen neuen Stil. Locher gestand auch Fehler in der
Kommunikation ein und bekundete seinen Willen, verlorenes Vertrauen
zurückzugewinnen. Das Eis war gebrochen ... Die Versammlung schätzte es,
dass der Rat und sein Präsident sich auch «in Frage stellen können»,
schreibt dazu die Reformierte Presse vom 20. Juni 2014.
Vorschläge fast einstimmig genehmigt
Damit
konnte eine konstruktive Diskussion beginnen. Doch zuvor musste noch der
vom AV-Büro engagierte externe Moderator «entsorgt» werden. Der
Publizist und PR-Berater Philippe Welti traf den Ton nicht und wurde auf
Intervention des Aargauer Kirchenratspräsidenten Christoph Weber-Berg
seines Amtes enthoben. In Diskussionsrunden wurden sodann die Vorschläge
des Rates behandelt und die dabei entstandenen Vorschläge fast
einstimmig genehmigt. Diese werden nun vom SEK Rat weiterbehandelt und
die Ergebnisse der Herbst-Abgeordnetenversammlung vorgelegt. Locher
bedankte sich dabei auf seine Weise mit dem Bonmot: «Heute hat der Geist
im Engadin geweht.»
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