Gegen Extremismus

Grösste islamische Organisation der Welt will Christen schützen

Was die US-Regierung kürzlich offiziell festhielt, wissen auch viele islamische Führer: Der IS begeht Völkermord gegen Christen und religiöse Minderheiten. Nach der «Marrakesch-Erklärung» vom Januar hat nun eine weitere grosse Konferenz von 300 islamischen Leitern in Indonesien den Extremismus verurteilt und seine Gründe angesprochen.

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Nahdlatul Ulama (NU) in Jakarta
Die Konferenz wurde von Nahdlatul Ulama (NU), der grössten islamischen Organisation der Welt, durchgeführt und vom Vizepräsidenten Indonesiens, Jusuf Kalla, eröffnet. Die Mitgliedschaft von NU wird auf 30 bis 50 Millionen Menschen geschätzt, die meisten davon in Indonesien. Etwa 87 Prozent der Bevölkerung Indonesiens von 250 Millionen folgen dem Islam, etwa 10 Prozent sind Christen, der Rest Hindus und Buddhisten.

«Ostindischer Islam» als Vorbild

Die Indonesier nennen das Modell ihres relativ friedlichen Zusammenlebens den «Ostindischen Islam». «Wir wollen der Welt keine Vorschriften machen», sagte der NU-Leiter Said Aquil Siradj, «aber wir möchten andere Ländern inspirieren, dass unser Konzept des Islams Frieden und Harmonie mitten in religiöser Vielfalt erhalten kann.» Teilnehmer aus dem Iran, aus Syrien, Ägypten, der Türkei und Saudiarabien unterzeichneten die «Jakarta-Erklärung», die zwei Hauptpunkte unterstreicht: Erstens soll die indonesische Variante des Islams als Vorbild dienen, die beispielsweise religiöse Stätten als Ausdruck lokaler Kultur anerkennt. Zweitens wird festgehalten, dass Extremismus aus einer schlechten Interpretation religiöser Texte stammt, die nicht zwischen Islam und Nationalismus unterscheidet.

Ehrlich werden

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Jakarta, Indonesien
«Wenn wir Radikalismus und Terrorismus überwinden wollen, müssen wir zuallererst ehrlich werden», erklärte Yahya Cholis Staquf, Mitglied des Vorstands von NU. «Es gibt Elemente im Islam, die extreme Gruppen als Basis und Rechtfertigung für Gewaltaktionen brauchen können.» Der libanesische Kleriker Amin Kurdi erklärte, er schätze die Erfahrung von NU in der «Verbreitung eines guten, moderaten und toleranten Islams.» 

International gegen IS-Ideologie

Der Libanon ist eines der zehn Länder, die kürzlich die Gründung eines unabhängigen Zweiges der NU bekanntgaben, um einen friedlichen Islam zu fördern.

Im erweiterten Vorstand des NU sind bereits 40 Länder vertreten. Die NU startete ihre ideologische Kampagne gegen den IS im letzten Herbst. Sie richtete eine Nonprofit-Organisation in den USA ein und arbeitet auch mit der Universität von Wien zusammen, um extremistische Propaganda zu erforschen und zu bekämpfen. Die Gruppe ist besonders aktiv in Afghanistan, wo 6'000 religiöse Leiter in 22 Büros im ganzen Land an der Arbeit sind.

Indonesien kein Paradies - dennoch positive Anzeichen

Obwohl Indonesien generell für seine religiöse Toleranz gelobt wird, sahen die frühen 2000er-Jahre so viele Angiffe auf Christen, dass ganze Teile des Landes effektiv von ihnen «gereinigt» wurden. Ein kürzlich erlassenes Gesetz, dass Kirchen vor dem Bau eines Gebäudes die Bewilligung der lokalen Behörden einholen müssen, hat zur Schliessung von über 1'000 Kirchen geführt. Nach Berichten des BBC haben sich etwa 500 Indonesier als Kämpfer dem IS angeschlossen.

NU hat in Indonesien ein «Vorbeugezentrum» aufgebaut, in dem arabischsprechende Studenten geschult werden, jihadistische Rhetorik zu erkennen und zu bekämpfen. Trotz interner Spannungen verfolgt die Organisation das Ziel, den toleranten Islam überall in der Welt als Alternative zum Jihadismus und Wahabismus zu propagieren. «Weil die Bedrohung des Radikalismus global ist, müssen wir uns auch global zusammenschliessen, um ihn zu bekämpfen», erklärte NU-Generalsekretär Staquf gegenüber der Nachrichtenagentur HuffPost.

Zum Thema:
«Erklärung von Marrakesch»: Muslimische Leiter treten für Schutz religiöser Minderheiten ein
Wenn auch unfreiwillig…: 115 Gottesdienste vor Palast in Indonesien

Beispielhafte Evangelisation: Gebetsgottesdienste, in denen muslimische Gäste geehrt werden

Datum: 26.05.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christianity Today

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