Christen im Irak

Zwischen Entspannung und neuen Schwierigkeiten

Karakosch war einmal eine christliche Stadt im Nordirak. 50'000 Menschen lebten dort. 2014 vertrieben und töteten die Kämpfer des IS alle. Die Stadt wurde dem Erdboden gleichgemacht. Jetzt kehren viele Einwohner wieder zurück.

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Christen in Ninive, Irak
2016 wurden die letzten IS-Kämpfer aus der früher einmal schönen Stadt mitten in der fruchtbaren Ninive-Ebene vertrieben. Doch vorher hatten sie Karakosch dem Erdboden gleichgemacht. Die meisten Häuser waren verbrannt, gesprengt oder schwer beschädigt. Es gab weder Strom noch Wasser. Eine Infrastruktur war einfach nicht mehr vorhanden.

Die Rückkehr beginnt

Heute sieht man immer noch viele Spuren der Zerstörung, doch es wohnen wieder Menschen in Karakosch. Über Monate hatten christliche Milizen dort die Ruinen bewacht. Sie wollten weder, dass IS-Kämpfer zurückkommen könnten, noch dass sich andere Menschen in ihrer Heimat niederliessen. Zu den grossen Feiertagen wie Weihnachten kamen die Christen zu Hunderten in Bussen und feierten in den notdürftig zurechtgemachten Kirchen wieder ihre Gottesdienste. Dann reisten sie wieder ab.

Lange war es unklar, ob die Stadt eine Zukunft hat. Die Angst der ehemaligen Bewohner war gross, viele wünschten sich eine Schutzzone durch UN-Soldaten. Doch schliesslich kamen die ersten Christen auch ohne diese zurück. Um die 500 Familien zogen in einer grossen Prozession in die Stadt ein. Begleitet wurden sie von Panzerfahrzeugen, die sie schützen sollten. Dabei hielten sie als Friedenszeichen Olivenzweige in den Händen und sangen ihre aramäischen Kirchenlieder.

«Wir sollten uns mit unserem Nachbarn versöhnen»

Laut «Kirche in Not» predigte Pater Halemba an diesem denkwürdigen Tag über Vergebung: «Natürlich weinen wir angesichts der Gewalt, die ausgeübt wurde, doch wir sollten die Wut aus unseren Herzen entfernen. Es sollte kein Hass in unseren Herzen sein. Wir sollten uns mit unserem Nachbarn versöhnen.» Inzwischen wohnen wieder um die 10'000 Christen in Karakosch. Weitere werden in den nächsten Monaten erwartet. Für Tausende von Binnenflüchtlingen im Irak ist dies mehr als eine Rückkehr – es ist ein Signal der Hoffnung.

Neue Probleme in Sicht

Leider sind die Probleme im Nordirak mit dem Sieg über die IS-Truppen noch lange nicht bewältigt. Gerade führte Massud Barsani, Präsident der kurdischen Autonomieregion, ein Referendum zur Unabhängigkeit durch. Rund 93 Prozent der Kurden stimmten dabei für einen unabhängigen Staat.

Viele Minderheiten in der Region wie Christen und Jesiden nahmen nicht am Referendum teil und sehen diesen Bestrebungen mit Sorge entgegen. Was wird in einem kurdischen Staat aus ihren Rechten? Werden sie weiterhin ihren Glauben frei ausleben können? Die politische Grosswetterlage ist gerade sehr angespannt: Der Iran und die Türkei haben zwar kaum Gemeinsamkeiten, aber beide Staaten haben ebenfalls kurdische Minderheiten im Land und sind daher einig in ihrer vehementen Ablehnung eines unabhängigen Kurdistan. Die irakische Zentralregierung lehnt das Referendum sowieso als illegal ab.

Entspannung und Normalisierung liegen damit in der kurdischen Autonomieregion momentan auf Eis: Die Türkei liefert keine Lebensmittel mehr, der Iran kein Öl und Bagdad schliesst den zentralen Flughafen in Erbil. Damit sind weitere Auseinandersetzungen und natürlich Versorgungsengpässe in den vielen grossen Flüchtlingslagern der Region vorprogrammiert.

Zum Thema:
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Datum: 04.10.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Zenit

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