Pandemie vorbei?!

Freikirchen feiern «das grosse Comeback»

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Das Café der FEG Seuzach freut sich erneut auf Besucher. (Bild: Freikirchen.ch)
In Schritten finden wir nun aus der Pandemie heraus: Der Bundesrat hat den Ausstieg aus dem Pandemie-Modus und einen «Tag der Freude» für den 16. Februar 2022 verkündet. Grund genug für die Freikirchen, das grosse Comeback zu feiern.

Die Freikirchen freuen sich auf das Ende der intensiven Covid-Periode: «Eine Pandemie endet, wenn die Fälle auf einem niedrigen Niveau bleiben. Die Menschen hören auf, sich Sorgen zu machen, weil die Auswirkungen nachlassen», erklärt Peter Schneeberger, Präsident Dachverband Freikirchen.ch und macht einen Blick in die Vergangenheit: «Als die spanische Gruppe 1920 überwunden war, führte das zu einem Modernisierungsschub in Architektur, Kunst und Musik und es fand ein Umdenken statt. Die Bevölkerung ging in eine Phase der Euphorie über, auch in wirtschaftlicher Hinsicht.» In der Musik entstand zum Beispiel mit Arnold Schönbergs Zwölftonmusik ein komplett neues musikalisches System. Architekten trennten sich von romantischer Jugendstil-Ornamentik und entwarfen funktionale und hygienischere Bauhaus-Gebäude. Und Schneeberger erinnert auch an Zwingli, der nach der Seuche im 16. Jahrhundert zum Reformator von Zürich wurde und wie die Reformation die Gesellschaft verwandelte.

Das grosse Comeback

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Peter Schneeberger
Die erzwungene körperliche Distanz in der Pandemie kann nun eine neue Nähe fördern: «Die Massnahmen über fast zwei Jahre haben Spuren hinterlassen. Wir erwarten, dass nun viele die Gemeinschaft wieder schätzen», erklärt Peter Schneeberger. Es sind bei den Freikirchen bereits viele Ideen vorhanden, um bereit zu sein, wenn man sich wieder ohne grosse Einschränkungen treffen kann. Dazu gehören Dankgottesdienste. Es solle wieder auf individuellen Befindlichkeiten eingegangen werden, die sich während dieser Zeit gebildet haben.

Eine Kirche hat für den Mai die Aktion «GeMAInsam» geplant: Kirche ist Familie. Gemeindemitglieder laden sich gegenseitig zu Aktivitäten ein, die sie selbst gerne machen. Eine andere Kirche thematisiert immer wieder, wie Gott mit uns in Gemeinschaft leben möchte – zum Beispiel in der Auslegung der Geschichte des verlorenen Sohnes: Gott möchte Gemeinschaft mit den verlorenen Söhnen und Töchtern und auch mit den verbitterten Geschwistern. Dazu Schneeberger: «Wir sind überzeugt, dass die Kirche in ihrer neutestamentlichen Gestalt die Zukunft des Christentums ist und gerade gegen die Vereinzelung in unserer Gesellschaft starke Antworten bietet.»

Ende der Pandemie mit fünf Anspruchsgruppen

Peter Schneeberger ist sich bewusst, dass das Ende der Pandemie nicht für alle gleich ist: «Wir plädieren für einen freundlichen, gewinnenden und auch klärenden Umgang miteinander. Die Versöhnung durch Jesus und der Auftrag der Kirche sind wichtige Stützen, um Brücken zueinander zu bauen.» Der Freikirchenverband der Freien Evangelischen Gemeinden (FEG) hat für das Ende der Pandemie fünf Anspruchsgruppen herausgefiltert:

    • Mitarbeitende
      Sie haben treu und mit riesigem Einsatz den Mitgliedern aller Generationen ein präsentes und geschütztes Erlebnis in der Kirche ermöglicht haben: «Danke, so wertvoll!»

    • Die geduldigen Gemeindeglieder
      Das sind diejenigen, welche die Massnahmen mitgetragen und sich an die Vorschriften gehalten haben: «Bleibt offen für die andern!» und «Wir gehen wieder vorwärts!».

    • Gemeindeglieder, die isoliert gelebt haben
      Es gibt auch einige Menschen, die sich aus Vorsicht zurückgezogen haben. Ihnen wollen wir zurufen: «Herzlich Willkommen zurück!»

    • Gemeindeglieder, die Mühe hatten mit der Politik
      Weiter sollen diejenigen angesprochen werden, die sich zurückgezogen haben. Sie haben die Massnahmen vielleicht als bevormundend erlebt. Die Botschaft an sie: «Wir bieten Hand!»

    • Neue Gemeindebesucherinnen und -besucher
      Menschen, die trotz (oder wegen) den Umständen zur Kirche gefunden haben und die frische und stärkende Gemeinschaft schätzen: «Schön seid ihr dabei!»

    «Freiheit, die Gemeinschaft bildet» war einer der Slogans von Carl von Rodt, dem Gründer der FEG Schweiz. Kern der Erneuerungsbewegung, aus der die Freien Evangelischen Gemeinden hervorgingen, war die Wiederentdeckung des Evangeliums, der guten Nachricht von Jesus Christus.

    Es gibt ein Padlet «Das grosse Comeback» des Gemeindeverbands FEG Schweiz als exemplarisches Modell und Ideenpool.

    Zum Thema:
    Studienergebnisse: Menschen verlieren Glauben in Pandemie
    Schweden: Diskussion über Covid-19-Pass für Gottesdienste
    «Faire aber harte Debatte»: Rückblick aufs Covid-Management der Freikirchen

    Datum: 14.02.2022
    Quelle: freikirchen.ch

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