Studie zu Glaube und IQ

Sind Atheisten intelligenter als Gläubige?

US-amerikanische Wissenschaftler fassten für die Fachzeitschrift «Personality und Social Psychology Review» 63 Studien über Intelligenz und Glauben zusammen. Sie behaupten: Intelligente Menschen sind häufiger Atheisten als Gläubige. Was ist davon zu halten?

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Albert Einstein, Stephen Hawking und Alan Touring sind bzw. waren intelligent. Das steht ausser Frage. Eine weitere Gemeinsamkeit ist ihr Atheismus. Doch damit ist ja noch keine Verbindung zwischen Atheismus und Intelligenz hergestellt. Ein wissenschaftliches Team rund um Professor Miron Zuckerman untersuchte deshalb an der University of Rochester in New York diese Zusammenhänge anhand von 63 Studien.

Weniger Bedarf an Religiosität?

In manchen Berichten zur Studie wird vollmundig vorweggenommen, dass Gläubige eben etwas dümmer seien als Atheisten. So sagt Zuckerman das natürlich nicht. Er listet vielmehr auf, dass sich der Grossteil der US-amerikanischen Wissenschaftler als «ungläubig» bezeichnen, sieht es als Argument, dass Kinder mit einem IQ über 135 zwar religiöse Konzepte früher verstehen als ihre Altersgenossen, sie aber auch leichter bezweifeln. Sein Fazit geht in die Richtung, dass Intelligenz und Religion diametral entgegengesetzt verlaufen würden. Das bedeute nicht, dass nur Dumme an Gott glauben würden. «Intelligente Menschen haben wahrscheinlich einfach weniger Bedarf an religiösem Glauben und Praktiken.»

Religiöse Überzeugungen zu irrational?

Die beteiligten Wissenschaftler definierten die untersuchte Intelligenz als Vernunft, Planung, Problemlösung, abstraktes und komplexes Denken. Dem stellten sie eine nicht näher geklärte «Religiosität» gegenüber. Ihre Vermutung ist, dass irrationale religiöse Überzeugungen, die weder wissenschaftlich belegt noch nachprüfbar sind für intelligente Menschen eher unattraktiv seien, weil sie es einfach «besser wissen».

Kritik an der Interpretation

Eine Metastudie, in der wiederum 63 andere Studien ausgewertet werden, vermittelt den Eindruck grosser Zuverlässigkeit. Tatsächlich wird Zuckermans Studie bzw. seine Schlussfolgerungen daraus von zahlreichen Wissenschaftlern kritisiert – und nicht nur von Christen. Dies beginnt dabei, dass die Untersuchung sich lediglich auf analytische Intelligenz beschränkt und kreative bzw. emotionale Intelligenz unbeachtet lässt.

Jordan Monge, die als ehemalige Atheistin ausgerechnet an der säkular geprägten Harvard University zum Glauben an Gott kam, weist auf einen Systemfehler in der Untersuchung hin, «Korrelation» (Wechselwirkung) mit «Kausalität» (Ursächlichkeit) gleichzusetzen. Tatsächlich würde ein hoher IQ keinen intelligenten Menschen vom Glauben abhalten, was zahlreiche Christen unterstrichen, die als Intellektuelle in die Geschichte eingegangen sind. Eine weitere Schwäche der Studie sei ihre Begrenzung auf «WEIRD»-Befragte. «Western, Educated, Industrialized, Rich, Democratic» steht für Menschen aus den westlichen Industrienationen, die gebildet und reich sind und in einem demokratischen Staat leben. Global anwendbar seien die Ergebnisse damit nicht. Ergänzend hält der atheistische Soziologe Frank Furedi fest: «Nichtreligiöse Wissenschaftler kommen mit einer grossen Wahrscheinlichkeit zu Ergebnissen, die sie von vornherein erwarten und die eine Wechselbeziehung zwischen den eigenen Wertesystem und hoher Intelligenz beschreiben.» Will heissen: Auch intelligente Wissenschaftler neigen zu Zirkelschlüssen und gelangen gern zu bereits vorab erwarteten Resultaten. Dass Glaube etwas für Dumme ist, wollte auch Zuckerman nicht aussagen. Dass Atheisten in der Regel klüger sind als Gläubige, scheint seine Studie allerdings auch nicht zu belegen.

Zum Thema:
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Datum: 21.05.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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