Christ und Politik: Passt das zusammen? Und wenn ja: warum? Der
bernische Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg stand dazu Rede und Antwort.
Sie nehmen im Regierungsrat des Kantons Bern einen
sehr wichtigen Platz ein, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Soziales.Wie würden Sie diese Herausforderung beschreiben, als bekennender Christ in
einer so wichtigen strategischen Position zu stehen?
Regierungsrat Pierre Alain Schnegg: An Herausforderungen
als Regierungsrat mangelt es gerade im Gesundheitsbereich in diesem Jahr der
Pandemie nicht. Die richtige Balance zu finden, ist nicht einfach. Die Erwartungen der
Bevölkerung sind je nach Wohnort, Alter, Gesundheit usw. sehr unterschiedlich. Daher
ist es wichtig, Entscheidungen auf der Grundlage zuverlässiger Informationen
treffen zu können und gleichzeitig zu wissen, was in Zukunft aufgrund neuer
Erkenntnisse oder neuer Situationen möglicherweise korrigiert werden muss. Als gläubige
Christen haben wir ein aussergewöhnliches Privileg: Wir dürfen wissen, dass
unser allmächtiger Gott alles in seiner Hand hält und wir uns in jeder
Situation an ihn wenden können, um ihn in und unter allen Umständen um Kraft
und Weisheit zu bitten.
Sie engagieren sich in der SVP, welche die
Grundwerte der Schweiz verteidigt. Wie würden Sie die Strategien von SVP und
EDU miteinander vergleichen, die sich als Mitte-rechts-Partei deklariert?
Zunächst einmal ist
eine politische Partei kein einheitlicher Monolith oder Block, sondern die
Summe ihrer Mitglieder. Im Kanton Bern haben wir eine gute Zusammenarbeit
zwischen SVP und EDU und bei den Wahlen, insbesondere für die Regierung,
erstreckt sich diese Zusammenarbeit auf alle bürgerlichen Parteien. Die
politischen Programme der beiden genannten Parteien sind in Bezug auf Freiheit
und Verantwortung sehr ähnlich – ein gewisser Wirtschaftsliberalismus mit
konservativen Positionen auf gesellschaftlicher Ebene. Die Werte, die dem grossen
Erfolg unseres Landes zugrunde liegen und die zu einem grossen Teil dem Christentum
geschuldet sind, werden von beiden Seiten verteidigt. Die EDU hat eine stärkere
Betonung der christlichen Werte, die SVP ist insbesondere in den Bereichen
Landwirtschaft, Sicherheit, Wirtschaft stark engagiert. Dies ist sehr oft
komplementär und ermöglicht es den Bürgern letztendlich, eine Wahl zu treffen,
die ihren persönlichen Vorstellungen und Überzeugungen am besten entspricht.
Ist das Schweizervolk Ihrer Meinung nach bereit zu
kämpfen, damit das Land nicht noch mehr säkular wird, mit zeitgeistlichen Werten
und der Zerschlagung all dessen, was die Schweiz einzigartig macht? Wie könnte
man Gegensteuer geben bzw. überzeugen und motivieren?
Ich befürchte, dass
sich unser Land immer mehr von den Werten distanziert, die seine Stärke
ausgemacht haben und die Grundlage seines Erfolgs sind, nämlich
jüdisch-christlichen Werten. Die Gesellschaft lehnt diese Werte immer mehr ab,
baut die für das Zusammenleben notwendigen Barrieren ab und erzeugt dadurch
immer komplexere Probleme. Wie viele Probleme und Tragödien könnten wir
vermeiden, indem wir bewährte christliche Werte wieder in den Mittelpunkt
unserer Anliegen stellen und traditionellen Familien wieder den Ort geben, den
sie verdienen!
Dass Politiker die
Erwähnung des Allmächtigen Gottes in unserer Verfassung streichen wollen, ist
ein Beispiel für diese Tendenz: Wir wollen keine Grenzen mehr, keine Barrieren
mehr, alles muss erlaubt sein, ungeachtet der verheerenden Folgen, die daraus
resultieren können. Indem der Gottesbezug in der Verfassung gestrichen werden
soll, wird der Mensch an diese Position gesetzt. Das ist gegenüber zukünftigen
Generationen verhängnisvoll. Daher ist es wichtig, gegen diese Tendenzen vorzugehen,
vor allem im Gebet, aber auch durch unser Handeln.
In Anbetracht der wichtigsten ethischen und
äusserst aktuellen Fragen, beispielsweise «Ehe für alle», Adoptionsrecht für
gleichgeschlechtliche Paare, assistierter Suizid, Abtreibung, Einschränkung der
Grundrechte (Covid-19): Welche würden Ihr
Engagement verdienen und warum?
Die meisten der oben
genannten Punkte sind nichts anderes als das Ergebnis der Auswüchse unserer
Gesellschaft, die Gott zunehmend aus ihren Gedanken und aus dem öffentlichen Leben
ausschliessen will. Es scheint mir wichtig, mich für alles zu
engagieren, was das Leben unserer Mitmenschen schützt.
Aber seien wir vorsichtig,
nicht zu (ver-)urteilen, sondern diejenigen zu unterstützen, die besonders
schwere Zeiten durchmachen. «Wer nicht gesündigt
hat, werfe den ersten Stein!», ist in diesem
Zusammenhang eine gute und bewährte Anweisung.
Dieses Interview erschien im
französischsprachigen Publikationsorgan «Impulsion» der EDU-UDF.
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