Turkmenistan

Andersgläubige sind rechtlos

Mit Turkmenen, die nicht glauben und sich nicht ducken wie die grosse Mehrheit, gehen die Behörden des  zentralasiatischen Landes ganz unzimperlich um.

Zwei staatlich registrierte Pfingstgemeinden in Dashogus und Turkmenabad organisierten eine Jugendfreizeit in einem Dorf bei Geok-Tepe. Die Polizei schickte gleich am ersten Tag, dem 22. Juli, Streifen vorbei. Dann betraten sie das Gelände mit dem Hinweis, in der Nähe sei ein Hirt ermordet worden Sie führten eine Razzia durch; dabei beschimpften und bedrohten sie die 47 Teilnehmenden, ethnische Turkmenen, beschlagnahmten Bibeln und führten sie alle ab auf die Polizeistation von Geok-Tepe. Dort wurden sie verhört.

Von einem Mord war nun nicht mehr die Rede; die Beamten wollten von den Christen vielmehr wissen, wann sie gläubig geworden waren und woher das Geld für das Camp stammte. Die Verhafteten wurden über Nacht festgehalten. Dass die Verfassung des Landes für die Beamten keinen Pfifferling wert ist, merkten die Campleiter, die sich darauf beriefen, an den abschätzigen Bemerkungen der Beamten. «Aber der gesetzliche Status der Kirche bedeutet ihnen noch weniger», sagte einer der Verhörten, der anonym bleiben wollte, dem Nachrichtendienst Forum 18. Die Beamten hätten ihnen klar gemacht, dass sie alles tun würden, um das Christentum in Turkmenistan auszurotten.

Der Staat respektiert die Rechte religiöser Minderheiten nicht und setzt besonders Turkmenen, die nicht Muslime sein wollen, unter Druck. Zwei Protestanten haben ihre Stelle verloren, nachdem die Behörden auf die Arbeitgeber Druck ausgeübt haben; anderswo mussten Gläubige sich mit ihrer Unterschrift verpflichten, dass sie sich nicht mehr zum Gottesdienst treffen. Vielen Gruppen und Gemeinden wird die staatliche Registrierung verweigert; sie bleiben in der Illegalität und müssen ständig mit Strafverfahren rechnen. Registrierte Gemeinden werden zur Neu-Registrierung gedrängt, die mit einschnürenden Bedingungen verbunden ist. Nach 13 Jahren ist die katholische Gemeinde der Hauptstadt Aschchabad registriert worden. Die Einfuhr christlicher Literatur ist aufgrund scharfer Kontrollen kaum möglich; im Land herrscht strikte Zensur.

Zum Thema:
Die Lage in Turkmenistan

Datum: 26.08.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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