Unzählige Menschen haben in Nepal durch das Erdbeben alles verloren. Hilfswerke berichten von 8 Millionen Menschen, die von der Katastrophe betroffen sind – so viele, wie die Schweiz Einwohner hat. Hilfe und Gebete sind dringend nötig.
Nothilfeteams bergen Verletzte aus den Trümmern.
Dass Nepal dringend auf Nothilfe angewiesen sein würde, war bereits klar, nachdem erste Bilder und Berichte über die Dimension des Erdbebens nach aussen drangen. Nun wird das Ausmass des Schadens und die Not der Menschen immer deutlicher. Auch die Schweizer Hilfswerke haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Menschen in Nepal zu helfen:
World Vision-Mitarbeiter verteilen Hilfsgüter.
Die CBM Christoffel Blindenmission Schweiz setzt 250'000 Franken für die Sofort- und Wiederaufbauhilfe im Land ein, mit einem starken Fokus auf Integration und Unterstützung von Menschen mit Behinderung.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, hat 400'000 Franken für Soforthilfe gesprochen.
Das Kinderhilfswerk World Vision Schweiz stellt neben den bereits gesprochenen 200'000 Franken Soforthilfe zusätzlich 1 Million aus einem Reserve-Fonds bereit.
Caritas Schweiz unterstützt die Hilfsmassnahmen in Nepal mit einem Beitrag von 500'000 Franken für die Not- und Überlebenshilfe.
Die Heilsarmee hat mit Sofortmassnahmen begonnen und hierfür 100'000 Franken zur Verfügung gestellt. Die Heilsarmee ist seit 2009 in Nepal tätig.
Dies ist nur eine kleine Auswahl an Unterstützung, die bereits angelaufen ist. Aber auch kleine Hilfswerke, die in Nepal arbeiten, mobilisieren ihre Ressourcen – zum Beispiel «missionfactory», ein kleines Schweizer Hilfswerk, das von Rolf und Beatrice Gugelmann geleitet wird. Livenet hat sich mit Rolf Gugelmann über die aktuelle Situation unterhalten:
Livenet: «missionfactory» ist eines der Schweizer Hilfswerke, die in Nepal arbeiten. Was macht Ihr dort?
Rolf Gugelmann: «missionfactory» ist ein Netzwerk mit 17 nepalesischen Partnern in 5 Distrikten. Das Hauptaugenmerk liegt auf einer nachhaltigen Hilfe zur Selbsthilfe. Dieses Jahr starteten wir, gemeinsam mit anderen Partnern, mit der Ausbildung von nepalesischen Trainern im Bereich Family Business. In einem Dorf in Distrikt Gorkha haben wir mit den Leitern des Dorfes eine ganzheitliche Dorf-Entwicklung gestartet, die den Aufbau von Familienbetrieben, Berufsbildung, Erwachsenenbildung etc. beinhaltet.
Nik Gugelmann
Wo leben die Partner von «missionfactory», und wie stark sind sie betroffen?
Die meisten Partner leben in zwei Distrikten mitten im Epizentrum, die anderen drei Distrikten im engsten Umkreis. Die beiden Distrikte mitten im Epizentrum, Dhading und Gorkha, sind zu 80% zerstört. Genaue Informationen aus diesen Gebieten sind zurzeit sehr schwierig zu bekommen, da die Kommunikationswege stark beschädigt sind. Wir sind laufend dabei, den Kontakt zu allen Partnern wieder aufzunehmen und werden die aktuellsten News auf unserer Webseite aufschalten.
Was kann missionfactory für diese Leute tun?
Als kleine Organisation, die in Nepal sehr gut verwurzelt ist, haben wir den Vorteil, dass wir durch unsere Partner immer direkt bei den Menschen sind. Vor allem bei jenen, die wie bei der jetzigen Katastrophe, nicht erste Hilfe von der Regierung erwarten können. Die Regierung selbst ist über alle Massen überfordert, verfügt nicht über die notwendigen Mittel, um den unzugänglichen Gebieten unserer Partner die dringend benötige Soforthilfe zukommen zu lassen.
Was können die Partner für die Menschen in ihrer Region tun?
Gemeinsam mit unseren Partnern können wir den Menschen in den am schlimmsten betroffenen Gebieten direkt, gezielt und unbürokratisch helfen. In der ersten Phase konzentrieren wir uns auf die dringend benötigte Soforthilfe, klären aber auch schon ab, wie den Menschen der darauffolgende Wiederaufbau ermöglicht werden kann. Hier werden die Projekte im Bereich Family Business und Dorf-Entwicklung zum Zug kommen, die es den Menschen ermöglichen werden, ihre Existenz wieder von Null auf aufzubauen.
Welche Pläne hat «missionfactory» jetzt kurzfristig in Nepal, und wieviele Mittel werden dafür eingesetzt?
Ich werde am 7. Mai nach Kathmandu fliegen, um mit unseren Partnern vor Ort die Soforthilfe für die am schlimmsten betroffenen Gebiete, die von der Regierung noch länger nicht abgedeckt werden können, gezielt und effektiv zu koordinieren. Das erste Ziel ist es, das Nötigste für 100 Familien zu beschaffen und direkt zu verteilen. Ich werde auch eigene Informationen vor Ort sammeln, um die Hilfe in der Schweiz noch gezielter und effektiver zu koordinieren.
Nationaler Solidaritätstag für Nepal am 5. Mai
Am Dienstag, 5. Mai, organisiert die Glückskette gemeinsam mit SRG und diversen Lokalradios einen nationalen Solidaritätstag, wie es in einer Mitteilung heisst. In den Studios der SRG in Zürich, Chur, Lugano und Genf werden rund um die Uhr Spendenversprechen entgegengenommen. Bis heute habe die Schweizer Bevölkerung bereits 1,36 Millionen Franken zugunsten der Erdbebenopfer gespendet, teilt die Glückskette mit.